Donnerstag, 6. Juli 2017

Von sommerlichen Abenteuern - und Träumen, die Groß und Klein auf Reisen führen...



Sommergedicht

Ich bin der Sommer
In erbsengrünen Hosen
und kirschrotem Wams
ziehe ich lustig einher.
Heb ich den Finger,
blüh'n Rosen.
Heb ich die Hand,
rauscht die Welle im Meer.
Spiel ich die Flöte,
tanzt der Delfin,
duftet's nach Wiesengrün
und Jasmin.

Mascha Kaléko


Ein merkwürdiges Erlebnis fällt mir ein, sobald ich die Gedichte der von mir sehr geliebten Dichterin Mascha Kaléko in ihrer wunderbaren, bilderreichen Sprache lese. Es war mir so gruselig, dass ich lange nicht darüber sprechen konnte, weil es mich so sehr beschäftigt hat. Ich sollte in einer Bibliothek einer Runde zum Teil sehr kleiner Kinder in Begleitung ihrer Eltern Bilderbücher vorstellen. Ich stellte mir das ganz nett vor und freute mich darauf. Niemanden in dieser Runde kannte ich zuvor, ich war also zunächst für die Kinder dort eine Fremde. Dennoch kamen viele sehr schnell zutraulich angekrabbelt und setzten sich in meine Nähe. Ich hatte das Bilderbuch "Schnip" gewählt, die Geschichte eines jungen Vogels, der sich zunächst nicht zu fliegen getraut, aber vielen anderen Tieren hilft und am Ende doch noch zum Helden wird. Kein Buch von der grellen, schrillen Sorte, eher eine ruhige, zärtliche Erzählung in sanften Farben. 


Claudia Lagermann: Schnipp
Illustrationen von Hanneke Siemensma
Aus dem Niederländischen von Andrea Kluitmann
Münster 2015 (Bohem)

ISBN 978-3-95939-015-6
Überall im Buchhandel


Die Kinder waren gewiss noch etwas schüchtern, aber sie hörten interessiert zu und schauten sich die Bilder an. Ab und zu krabbelten sie ein wenig herum, wie das sehr kleine Kinder nun mal gern tun. Das störte mich nicht. Wer würde denn verlangen, dass sie mäuschenstill sitzen blieben? Andere schnuckelten sich ganz entspannt auf den Teppich, eines schlummerte gar ein wenig. Auch das fand ich nicht schlimm, denn ich lese selbst gern Bücher zur Entspannung und nutze sie, um zur Ruhe zu kommen. Es war ein später Nachmittag im Herbst und so ein Tag ist für kleine Kinder, die meist schon in eine Krippe oder einen Kindergarten gehen, lang und anstrengend. Für meine Schulkinder, die ich sonst betreue, hätte ich mir manches Mal gewünscht, dass sie sich so entspannen könnten. Aber ihr wisst ja selbst, wie anstrengend Schule ist! Am Ende sangen wir das Abendlied "Der Mann im Mond" von Mascha Kaléko, das ich selbst sehr gern habe. Die Kinder kannten es noch nicht, deshalb hörten sie erst einmal zu oder summten nur mit. Beim nächsten Mal hätten sie sich gewiss daran erinnert und mitgemacht.

Was soll ich sagen? Es gab kein nächstes Mal. Und es sollte mir übel ergehen! Die Eltern beschwerten sich bei der Bibliotheksleitung. Sie fanden nämlich, das sei ja doch alles viel zu langweilig für ihre Kinder gewesen. Außerdem hätten sie doch etwas lernen sollen! Ja, auch nachmittags zwischen 4 und 5 Uhr! 


Ich will ehrlich sein: Ich bin leicht zu erschrecken! Ich habe großen Respekt vor Kindern. Es wäre mir nicht in den Sinn gekommen, diese Kleinen, die mich noch gar nicht kannten, um diese Uhrzeit gleich beim ersten Termin zuzukaspern und dann noch zu verlangen, sie müssten jetzt unbedingt alle mitmachen - und womöglich noch alle dasselbe tun! Das aber wurde wohl von mir erwartet. Nun ist das gewiss kein Beinbruch, solche Sachen passieren. Dann war ich eben nicht die Richtige für diese Aufgabe. Ich hatte zu dieser Zeit noch sehr viel anderes um die Ohren, deshalb entschied ich mich, mein Honorar zu spenden und anderen Platz zu machen, die es möglicherweise besser können. Vielleicht war es feige, so schnell aufzugeben? Ich weiß es nicht. Für die Kinder stimmte es mich ein wenig traurig. Ich fühle, dass wir in einer hektischen Zeit leben, wo uns überall "Action" geboten wird. Die viele Elektronik, von der wir umgeben sind, kann großen Spaß machen, aber sie macht uns auf Dauer auch nervös und zapplig, und zwar uns Große ebenso wie die Kleinen. Sich auf etwas Ruhigeres einzulassen, braucht Zeit und Geduld. Und die haben wir kaum mehr, weil unser Kalender so voll ist. Keine Zeit mehr, Bilder einfach nur auf sich wirken zu lassen. Keine Zeit mehr für Gedichte. Oder? 

Wenn ihr anderer Meinung sein solltet, möchte ich euch dazu einladen. Und deshalb habe ich das Bilderbuch hier schließlich doch empfohlen. Ich habe ihm gewiss Unrecht damit getan, dass ich es bislang nicht tat. Es kann nichts für all die Missverständnisse und mein Unbehagen! Und noch weniger kann die Dichterin Mascha Kaléko dafür, diese Malerin mit Worten, die, wenn sie noch leben würde, in diesem Juni 110 Jahre alt geworden wäre! Auf ihr Buch "Träume, die auf Reisen führen" stieß ich in einer meiner Lieblingsbuchhandlungen. Darin findet ihr den "Mann im Mond" und ebenso unser Sommergedicht. Ihre Gedichte laden zum Träumen ein. Vielleicht finden manche Erwachsene das nicht gut. Sie denken, wenn Kinder träumen, lernen sie nichts. Aber ich sage euch: Das ist ein großer Irrtum! Denn wer träumen kann, schafft sich eine reiche innere Welt. Und auf die kann er - oder sie - immer zurückgreifen, auch dann, wenn es in der Außenwelt mal nicht so toll aussieht.

Mascha Kaléko, Eva-Maria Prokop (Hrsg.):
Träume, die auf Reisen führen. Gedichte für Kinder.
Mit Bildern von Hildegard Müller
München 2016 (dtv/Reihe Hanser)
ISBN
978-3-423-64027-5
Überall im Buchhandel



Natürlich blieb es, wie immer, wenn ich mich in eine gute Buchhandlung verirre, nicht bei einem einzigen Gedichtbuch. Ich fand gleich noch ein weiteres und las mich darin fest. Die Gedichtsammlung "Großer Ozean" ist schon etwas älter, aus dem Jahr 2000, wurde 2001 für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert und war so erfolgreich, dass sie immer wieder neu aufgelegt wird. Auch hierin finden sich Gedichte für alle - Große wie Kleine - und vielleicht macht es doch Spaß, gemeinsam hineinzuschauen und manches neu und anderes wiederzuentdecken.

Hans-Joachim Gelberg (Hrsg.):
Großer Ozean. Gedichte für alle.
Weinheim 2015 (Beltz & Gelberg)

ISBN 978-3-407-74631-3
Überall im Buchhandel




Aussicht vom Königsstuhl/Rügen



Kremser in Putgarten auf Rügen

















Leuchttürme Arkona/Rügen



Ehemaliger Leuchtturm Ranzow
Auf Reisen war ich vor einigen Wochen wieder - auf Rügen - und fand auch diesmal - außer Meer, Kreidefelsen und Leuchttürmen - allerlei Wundersames.



















Peilturm Arkona - Wer hat den Mond auf die Turmspitze gesteckt???





So entdeckte ich einen fahrbaren Bücherschrank, der von Dorf zu Dorf zieht, damit Klein und Groß gut mit Büchern versorgt sind. Auf dem Weg dorthin kam es auch zu mancher vierbeinigen Begegnung...













 

Als ich dann sogar einen "Bücherbahnhof" gefunden hatte, könnt ihr euch denken, wo ich die nächsten Stunden zugebracht habe...














Betty am Meer


Katerchen Paul - auch ganz oben im Bild - verriet mir während meines Frühstückstees sein Lieblingsbuch für diesen Sommer: "Ab heute wird's wild und gefährlich" erzählt die Geschichte der Hauskatze Molly, die ihr Zuhause verliert, da ihr Frauchen ins Seniorenheim muss und dort keine Haustiere erlaubt sind. Sie kann dem Transportkäfig fürs Tierheim knapp entkommen - und macht sich auf den Weg in die Wildnis. Nun ist jedoch zu vermuten, dass sie vom wilden Leben bislang wenig Ahnung hatte. Das große Abenteuer beginnt!



Martina Baumbach, Katrin Engelking:
Ab heute wird's wild und gefährlich
Stuttgart 2017 (Thienemann)
ISBN:
978-3-522-18447-2
Überall im Buchhandel















Wer sich auf Abenteuer begibt, der kann etwas erzählen!  Erinnerungen, die miteinander geteilt werden, beginnen meist mit den Worten: "Weißt du noch?" Und zuweilen fällt im Rückblick ein magischer Schimmer auf unsere Abenteuer - und unser äußeres und inneres Erleben verbinden sich zu etwas ganz Neuem. Davon erzählt dieses stimmungsvolle Bilderbuch.

Zoran Drvenkar, Jutta Bauer:

Weißt du noch
München 2017 (Hanser)
ISBN:
978-3-446-25478-7
Überall im Buchhandel





 






Ich wünsche euch einen tollen Sommer! Und mögen euch viele schöne Erinnerungen davon im Gedächtnis bleiben!

Eure Betty












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